Osteopathie: Kleine Handgriffe mit großer Wirkung

Osteopathie ist heutzutage fixer Bestandteil einer ganzheitlichen Herangehens- und Behandlungsweise. Warum osteopathische Behandlungen bei jeglicher Art von Beschwerden hilfreich sein können und wie es sein kann, dass kleine Handgriffe bereits große Wirkung erzielen, das verrät Markus Tanzmeister, Physiotherapeut und Osteopath im MAYRLIFE Medical Health Resort Altaussee, im Interview.

Osteopathie was ist das und wie funktioniert sie?

Osteopathie geht auf das Altgriechische zurück und bedeutet wörtlich übersetzt Knochenleiden (von ostéon für Knochen und páthos für Leiden). Der Vorläufer der komplementärmedizinischen Behandlungsmethode ist das sogenannte Bone-Setting, das auf den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückgeht. Dabei wurden
Gelenkfehlstellungen anhand klinischer Befunde behandelt. Allmählich entwickelte sich daraus die Osteopathie, die der US-Amerikaner Andrew Taylor Still im Jahr 1874 als neue Wissenschaft verkündete. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich die Behandlungsmethode schließlich auch im deutschsprachigen Raum. Bei der Osteopathie erfolgen sowohl Diagnostik als auch Behandlung mit den Händen. Sie beschäftigt sich mit sämtlichen Strukturen des menschlichen Körpers - mit Muskeln, Sehnen, Bändern, Faszien, Gelenken und Organen sowie dem Craniosakralen System (rhythmischer Fluss der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit).

Auch wenn sich die Osteopathie heute noch weiterentwickelt, ist „der große Wurf gemacht“, beschreibt Markus Tanzmeister, Physiotherapeut und Osteopath bei MAYRLIFE Altaussee, den Status-quo der Therapieform. Die große Erkenntnis war nicht nur, dass sich die körperlichen Strukturen (Muskulatur, Gelenke, Bänder, Sehnen, Faszien) und Organe gegenseitig beeinflussen, sondern auch, welche sich aufeinander auswirken und in welcher Weise sie in Zusammenhang stehen. Im Interview erklärt Markus Tanzmeister, was bei einer osteopathischen Sitzung wichtig ist, wie er zur Osteopathie gekommen ist und warum jeder davon profitieren kann.

Osteopathie was wird gemacht? Herr Tanzmeister, wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Im Grunde gebe ich dem Körper Hilfe zur Selbsthilfe. Zu Beginn sind bildgebende Unterlagen zwar hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Ich mache mir selbst ein Bild vom Patienten und seinem Körper, beziehungsweise seiner Körperhaltung. Zusammen mit entsprechender Palpation (Untersuchung durch Abtasten und Befühlen von dicht unter der Körperoberfläche liegenden inneren Organen) ergibt sich dann das Behandlungsprogramm. Ein ordentlicher Sicht- und Bewegungsbefund muss vorliegen, um das individuelle Hauptübel zu beseitigen, denn das beeinflusst den gesamten Körper.

Wo hilft Osteopathie? Mit welchen Beschwerden kommen die Patienten am häufigsten zu Ihnen?

Verdauungsprobleme sowie Probleme mit der Lendenwirbelsäule oder mit dem Nacken kommen am häufigsten vor. Um Verdauungsprobleme zu beheben, braucht es oftmals nicht viel. Es tritt zum Beispiel häufig auf, dass ein Teil vom Dickdarm in einer falschen Position liegt. Das kann ich relativ schnell mit ein paar Handgriffen beheben. Dadurch löst sich die Verkrampfung und die Beschwerden verschwinden. Um Beschwerden am Bewegungsapparat zu lösen, braucht es hingegen etwas mehr Zeit. Aber auch diese lassen sich in der Regel nach einigen wenigen Sitzungen beheben. Zwischen den Behandlungen sind mindestens zwei Tage zu empfehlen, damit der Körper die Informationen entsprechend verarbeiten kann.

Wo können die Ursachen für einen falsch positionierten Darm liegen?

Das ist schwierig zu sagen. Die Ursache kann mitunter schon lange zurückliegen. Eventuell gab es mal einen Sturz in der Kindheit, einen Autounfall oder eine Operation.

Wie lange dauert eine osteopathische Behandlung?

Bei uns sind es 50 Minuten. Die sind auch meist notwendig, denn der Körper muss für die eigentliche Behandlung erst vorbereitet werden. Durch verschiedene Techniken können wir das Gewebe weich machen und damit in weiterer Folge auch tiefliegende Organe erreichen.

Wann kommen Sie bei MAYRLIFE in der Regel zum Einsatz?

Ob ein Patient zu mir kommt oder nicht, wird vom behandelnden Arzt zu Beginn eines MAYRLIFE-Aufenthalts festgelegt. Dies passiert aber häufig, denn durch osteopathische Therapien können viele Beschwerden einfach gelöst werden, und damit meine ich nicht nur körperliche. Die psychosomatische Komponente ist immer gegeben. Organe hängen mit der Psyche zusammen und wenn wir die Organe behandeln, können wir darüber auch den Hormonhaushalt beeinflussen – und der bestimmt wiederum, wie wir uns fühlen.

Macht Osteopathie auch präventiv Sinn?

Auf jeden Fall! Idealerweise sollte jeder einmal pro Jahr vorsorglich zum Osteopathen gehen, auch wenn er keine akuten Beschwerden hat. So können Fehlstellungen korrigiert werden, noch bevor spürbare Beeinträchtigungen entstehen. Sportlich sehr aktiven Menschen, insbesondere Menschen, die Stopp-and-Go-Sportarten wie Fußball oder Tennis spielen, rate ich, sich sogar zwei Mal pro Jahr vorsorglich osteopathisch behandeln zu lassen. Sie sind durch ihre verstärkte körperliche Aktivität einfach anfälliger für Fehlbewegungen.

Wie sind Sie zur Osteopathie gekommen?

Durch Zufall! Ein Freund hat mich darauf angesprochen und mir erzählt, dass es da etwas Neues gibt, eine ganzheitliche Therapieform, die alle Strukturen im Körper miteinbezieht. Das ist nun 20 Jahre her. Hier im MAYRLIFE Medical Health Resort Altaussee bin ich nun schon seit sechs Jahren tätig, seit der Eröffnung im Jahr 2015.

Lieber Herr Tanzmeister, vielen Dank für das Gespräch!

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