Stressbelastung – Wieviel Stress braucht der Mensch

Die allgemeine Stressbelastung steigt und auch der Stressbegriff ist in unserem Sprachgebrauch alltäglich geworden. Durch die Entwicklungen unserer Zeit – Termindruck, ständige Erreichbarkeit, Leistungsanspruch – scheinen wir in der Tat viel mehr unter Stress zu stehen als früher. Wie er zustande kommt und warum er für uns sogar notwendig ist, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Stressbelastung oder doch eine Triebfeder für Spitzenleistung

Stress ist in der Tat ein zweischneidiges Schwert: Er kann gut für uns sein und uns zu Höchstleistungen bringen. Jedoch kann er auch schlecht sein und unserer Gesundheit schaden. Nämlich dann, wenn Belastung zu viel wird. Schon der „Vater der Stressforschung“ Hans Selye hat in den 1950er Jahren dieses Phänomen entdeckt. Er fand dafür die Begriffe Eustress und Distress. Die Vorsilben kommen aus dem Griechischen, wobei „eu“ „gut“ bedeutet und „di“ „schlecht“.

Wir alle kennen für positiven Stress Beispiele, etwa den Antrieb, wenn Sie sich freuen, ein neues Projekt zu starten, oder das gute Gefühl, wenn Sie etwas geschafft haben. Das signalisiert positiven Stress. Fühlen Sie sich jedoch von einer Aufgabe überfordert, weil Sie zum Beispiel wissen, dass Ihnen die Ressourcen fehlen, diese zu bewältigen, oder wenn gewisse Anforderungen für Sie einfach zu viel geworden sind, dann spricht man von negativem Stress oder auch Distress.

Stress ist immer neutral, bis wir ihn bewerten

Dr. Schubert, medizinischer Leiter im MAYRLIFE Medical Health Resort Altaussee, erklärt jedoch, dass Stress im Grunde weder „gut“ noch „böse“ ist: „Stress muss viel differenzierter betrachtet werden. Im Grunde ist er neutral und bedeutet physiologisch betrachtet lediglich eine Aktivierung des Sympathikus in unserem Körper. Das ist der Teil in unserem unwillkürlichen (vegetativen) Nervensystem, der für Aktivität und Antrieb steht.

Er ermöglicht es uns, in herausfordernden Situationen handlungs- und leistungsfähig zu werden beziehungsweise zu bleiben. Die Stressreaktion im Körper: Unser Blutdruck steigt, die Pupillen erweitern sich und die Blutgerinnung verbessert sich, was uns dabei unterstützt, Höchstleistungen abzurufen. Erst unsere individuelle Bewertung von Stresssituationen ist es, die dem hervorgerufenen Stress einen Stempel aufdrückt und ihn als positiv oder negativ bewertet.“

Stimuli, die den Sympathikus aktivieren, werden Stressoren genannt. Während das in der Urzeit zum Beispiel ein Säbelzahntiger war, der die Stressreaktionen in uns ausgelöst hat, sind es in der jetzigen Zeit zum Beispiel Termindruck, zwischenmenschliche Konflikte oder Sorgen. Die Krux dabei ist, dass die Aktivierung des Sympathikus heute immer noch so abläuft wie damals, uns aber heutzutage häufig die Möglichkeiten fehlen, die körperlichen Stressreaktionen adäquat abzubauen.

Während es früher lebensnotwendig war, vor dem Säbelzahntiger zu flüchten, um zu überleben, ist diese Fluchtreaktion heute oftmals nicht möglich. Es käme wohl nicht so gut an, wenn wir bei einer zu großen Arbeitslast, die uns der Chef gerade aufgedrückt hat, fluchtartig den Raum verlassen oder einen Streit anzetteln würden, um unserem Ärger (Stress) Ausdruck zu verleihen. Wobei das für den Stressabbau aber durchaus förderlich wäre. Der oft vorherrschende Bewegungsmangel tut sein Übriges, um den Stresslevel im Körper Stück für Stück zu erhöhen und das sprichwörtliche „Fass“ irgendwann zum Überlaufen zu bringen

Stresshormone - die Dirigenten im Stressablauf

Bei kurzzeitigen Stresssituationen und akuter Stressbelastung sind es vor allem die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die von der Nebenniere ausgeschüttet werden und uns dazu veranlassen, buchstäblich „in die Gänge“ zu kommen. „Stress per se ist also immer in erster Linie etwas Gutes“, erklärt Dr. Schubert. „Er ist für unseren eigenen inneren Antrieb ausschlaggebend und lässt uns Aufgaben angehen und bewältigen. Ohne ein gewisses Maß an Stress, also ohne die Aktivierung des Sympathikus, wäre das gar nicht möglich.“ 

Deshalb sind bei der anfänglichen Ausschüttung von Stresshormonen auch Endorphine (bekannt als die Glückshormone) mit dabei. Sie sorgen dafür, dass wir das Gefühl haben, für die Stressbelastung gewappnet zu sein – was wir auch in den meisten Fällen sind. Dr. Schubert beschreibt dies auch als eine Art Schutzmechanismus des Körpers. Denn der Körper macht sich durch die Endorphin-Ausschüttung dazu bereit, die jeweilige Stressbelastung, ganz gleich, ob Lärm, Zeitdruck, Streit oder Ähnliches, weiterhin auszuhalten, weil er glaubt, dass der Zeitpunkt der Entspannung danach kommen wird.

Dauert jedoch eine Stresssituation zu lange an oder liegt gar eine chronische Stressbelastung vor, wird von der Nebennierenrinde das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Bleibt nun die Entspannung aus – oder kommt sie schlicht zu spät – dann kann es zum Beispiel passieren, dass wir im Urlaub krank werden. Denn auch Entspannung braucht Energie beziehungsweise Ressourcen. Wenn diese aber durch stetige Überforderung nicht mehr vorhanden sind, bricht das System irgendwann zusammen und der Körper reagiert mit Krankheit. Der Zeitpunkt im Urlaub ist dafür prädestiniert, da dem Körper die Ressourcen fehlen, mit dem schnellen Zurückfahren der Stressmechanismen entsprechend umzugehen.

Mit höherer Stresstoleranz dem Stress ein Schnippchen schlagen

Stress, oder genauer gesagt die Aktivierung des Sympathikus, sichert uns also unseren Antrieb. Nicht umsonst heißt es auch „Not macht erfinderisch“, denn erst durch einen gewissen Leidensdruck entstehen oft die besten oder kreativsten Lösungen. „Tatsache ist aber, dass Stress, beziehungsweise das Zugeben, dass man den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist, in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema darstellt“, gibt Dr. Schubert zu bedenken. „Viele unserer Gäste nehmen zum Beispiel ihr Stresslevel, das oft schon sehr hoch ist, gar nicht wahr. Manager sind häufig der Meinung, dass sie gar nicht unter Stress stehen, denn immerhin würden ihnen die Aufgaben ja Spaß machen. Aber auch zu viel positiver Stress muss letztlich behandelt werden.“

Die beste Strategie in diesen Belangen ist, die Entspannungsfähigkeit zu verbessern und dadurch dem Stress sozusagen ein Schnippchen zu schlagen. „Je entspannter Sie sind, desto widerstandsfähiger sind Sie auch gegenüber Belastungen“, weiß Dr. Schubert. Bei MAYRLIFE wird darauf im Stress Control Programm ein besonderes Augenmerk gelegt.

Während die Basis, wie bei jedem anderen MAYRLIFE Programm, die Darmreinigung ist, unterscheidet sich das Stress Control Programm insbesondere dadurch, dass Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation und Yoga Nidra praktiziert und gelehrt werden, sowie auch emotionales Coaching oder psychologische Gesprächstherapie erfolgen. Sie aktivieren allesamt den Gegenspieler des Sympathikus, den Parasympathikus. Es ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der Herzschlag und Atmung in der Entspannungsphase reguliert, die Verdauung steuert und unsere Regeneration ermöglicht. Er initiiert, dass Kraftreserven im Körper aufgebaut werden und Stoffwechselvorgänge in Gang kommen.

Um die Ausgangslage eines Gastes in puncto Stresstoleranz zu beurteilen, wird der sogenannte MAYRLIFE Stresstest durchgeführt. Nach einer bestimmten Zeit am Ergometer werden die Parameter für den Säure-Basen-Haushalt und die Konzentration der Mineralstoffe im Körper gemessen. Der Unterschied zu den Ausgangswerten lässt auf die individuelle Stresstoleranz des Gastes schließen.

Aber auch Fragebögen oder die Messung der Herzfrequenz-Variabilität (Herzratenvariabilitätsmessung, kurz HRV) geben Aufschluss über die individuelle Stresskompetenz, also die Fähigkeit, mit Stress umzugehen. Darüber hinaus kann mit der Funktionellen Myodiagnostik ausgetestet werden, wie belastet die Nebenniere ist. Defizite können durch die Gabe von Mikronährstoffen wie Vitamine und Spurenelemente ausgeglichen werden.

  • „Schließlich kommt es auf das richtige Zusammenspiel von Stress und Entspannung an, um langfristig gesund und leistungsfähig zu sein."
    Dr. Maximilian Schubert
    Medizinischer Leiter
    im MAYRLIFE Medical Health Resort Altaussee

Stresshormone abbauen für die richtige Stressbalance

Die Herausforderungen unserer Zeit machen es uns häufig nicht leicht, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf einzugehen. Oftmals ist es schlicht nicht möglich, dem in uns ablaufenden Prozess, der „Flucht oder Angriff“ auslösen möchte, unmittelbar nachzugeben. Abhilfe können regelmäßige Bewegung und Sporteinheiten schaffen, die den Stress abbauen.

„Wichtig ist, dass diese Kompensation nicht wiederum ins Negative kippt, sondern tatsächlich einen Ausgleich für den Stressbelasteten bedeutet“, weist Dr. Schubert auf das richtige Maß hin. „Es macht wenig Sinn, wenn ein Top-Manager meint, auch in der Freizeit Höchstleistungen in seinen Sporteinheiten erbringen zu müssen. Viel wichtiger ist, dass er zum Beispiel wieder erlernt, seine Bedürfnisse wahrzunehmen, um das richtige Ausmaß an Bewegung und Entspannung zu erspüren. Mehr Selbstachtung und die eigenen Grenzen zu kennen und zu achten sind am wichtigsten, wenn es darum geht, Stress auch wieder angemessen abzubauen.

Quellen

Schmid Norman, 2020, Mein Weg in die Entspannung, 2., aktualisierte Auflage, maudrich Verlag, Wien


 

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